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Research & Development

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Abschlussbericht

zum DBU-Projekt AZ 29523-31

„Erprobung von Reinigungsverfahren der Unterwasserbereiche
von Sportbooten und küstenoperierenden Schiffen
als Bewuchsschutz-Alternative
- Materialbelastung, Effektivität und Gewässerbelastung“

Zusammenfassung als PDF zum Download (244 KB)
Komplett Bericht als PDF zum Download (6,8 MB)

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Auf den Rümpfen von Booten und Schiffen bildet sich in kürzester Zeit eine Bewuchsgemeinschaft aus Meeres- oder Süßwasserorganismen, die eine beträchtliche Mächtigkeit und Festigkeit erreichen kann. Das führt zu einer erheblichen Gewichtszunahme, Erhöhung des Reibungswiderstands und Verminderung der Fahrtgeschwindigkeit eines Bootes. Bislang werden als Bewuchsschutz biozidhaltige Antifoulingbeschichtungen eingesetzt, welche den Bewuchs abtöten.

Die Biozide beeinträchtigen aber die Gewässerqualität und schädigen auch die übrige Fauna der Gewässer. In dem Projekt wurden verschiedene mobile Reinigungsverfahren hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten für Sportbooteigner untersucht. Im Vordergrund der Untersuchung standen die Handhabung der Geräte, die Effektivität der Reinigung, die Kontrolle der Rümpfe auf Beschädigungen und die Gewässerbelastung durch Abrieb und Waschwasser. In dem Zusammenhang sollten auch Auffangmöglichkeiten für den Bewuchs und Fragen der Genehmigungsfähigkeit sowie die Kosten aufgezeigt werden. Verfahren, die nach diesen Kriterien positiv beurteilt werden, stellen eine Alternative zum Einsatz biozidhaltiger Antifouling-beschichtungen dar und sollten gefördert werden.

Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden

Die Versuche wurden im ersten Projektjahr 2012 auf zwei biozidfreien Beschichtungen durchgeführt: Einem Polyharnstoff der Firma Panadur und einem handelsüblichen Epoxid mit einem hydrophoben Zusatz. Im Projekt wurden folgende Geräte auf Ihre Eignung für die Reinigung von Sportbootrümpfen geprüft: Der Big Easy Cleaner, ein handgeführtes Reinigungsvlies mit Auffangnetz für den Bewuchs; der Scrubmarine, eine rotierende Bürste mit integrierter Absaugvorrichtung für den abgereinigten Bewuchs; eine rotierende Beckmann-Bürste mit Auffangvorrichtung für den Bewuchs; ein Kärcher Hochdruckreiniger mit Düse oder rotierender Bürste und ein Caviblaster, der durch Kavitation (implodierende Sauerstoffbläschen) den Bewuchs ablöst. Im zweiten Projektjahr 2013 kamen mit dem Tausendbein, das wie eine „Leinenbürste“ unter dem Rumpf hin- her bewegt wird, sowie dem Reinigungsroboter Hulltimo Pro und der kleineren, handgeführten Variante Hulltimo Smart weitere Reinigungsverfahren hinzu.

Die Effektivität der Reinigung wurde 2012 an beschichteten Platten geprüft, die im Süßwasser („Norder Tief“) und im Salzwasser (Norderney) statisch ausgehängt wurden. Durch die Versuche sollte das maximal mögliche Reinigungsintervall ermittelt werden, in dem noch eine effektive Reinigung möglich war. Zudem wurden die Organismen der abgereinigten Bewuchsgemeinschaft auf ihre Lebensfähigkeit untersucht, um zu klären, ob durch die Reinigung eine Gefahr der Einschleppung fremder Arten bestehen könnte. Im Projektjahr 2013 wurden im Süß- und Salzwasser Boote und kleinere Schiffe ohne Antifoulingbeschichtung, mit einer Hartbeschichtung der Firma Wohlert oder mit Antihaftbeschichtungen gereinigt. Hierbei kamen nur die Technologien zum Einsatz, die sich im Projektjahr 2012 als erfolgreich erwiesen hatten oder neu eingesetzt werden konnten: Big Easy Cleaner, Tausendbein, Hulltimo und Caviblaster. Zudem kam ein Taucher mit einem handgeführten Reinigungsgerät zum Einsatz.

Ergebnisse und Diskussion

Im ersten Untersuchungsjahr wurde deutlich, wie groß die Bewuchsunterschiede in Meer- und Süßwasserrevieren sein können. Am Süßwasserstandort Norden konnten alle Reinigungsgeräte den Bewuchs fast vollständig entfernen. Am Meerwasserstandort Norderney reichte die Wirksamkeit aller Geräte mit Ausnahme des Caviblasters nicht aus, um den Bewuchs zu entfernen. Auch der von einem Taucher bediente Caviblaster benötigte dort für die Plattenreinigung mehr Zeit als für ein ganzes Schiff zumutbar wäre. Der Aufwand an Personal, Material und damit Kosten ist allerdings ungleich höher als bei allen anderen Methoden. Günstiger und schneller konnte ein Taucher mit Spachtel den fest sitzenden Meeresbewuchs entfernen.

Der Big Easy Cleaner und das Tausendbein stellen für bewuchsarme Süßwasserreviere eine effektive und handhabbare Alternative dar. Im Meerwasser ermöglicht nur der BEC evtl. eine ausreichende Wirkung, allerdings nur bei sehr kurzen Reinigungsintervallen. Die Beckmann Bürste und der Srubmarine waren nicht wirksam genug, letzterer außerdem in der Handhabung zu aufwendig und im Preis zu teuer. Der Kärcher Hochdruckreiniger stellte keine anwendbare Alternative dar. Der Bürstenkopf war zu weich und der Hochdruckstrahl verlor im Wasser zu schnell an Druck. Zudem würde bei intensiver Anwendung in den Häfen die Lärmbelastung ein großes Problem darstellen. Die Rumpfreinigungen der Boote in 2013 zeigten erneut die Unterschiede zwischen Süß- und Meerwasserbewuchs. Bei der Geschwindigkeit und Üppigkeit der Bewuchsentwicklungen muss im Salzwasser mit einem Reinigungsintervall von ein bis zwei Wochen gerechnet werden.

Aber auch im Süßwasser gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich des Bewuchsdrucks und der damit verbundenen Frequenz der notwendigen Reinigungen. Die Bewuchsentwicklung auf den Booten in Berlin, im Bodensee und teilweise auch in der Alster zeigte, dass es vornehmlich zu einer Biofilmbildung kommt, die mit einfachem Aufwand gereinigt werden konnte.

Größere Probleme können im Süßwasser in Revieren auftreten, in denen dichte Populationen von Zebramuscheln vorkommen. In solchen Binnengewässern kann daher auf eine zweiwöchentliche Kontrolle der Bewuchsentwicklung nicht verzichtet werden, da eine Reinigung im Biofilm-Stadium erfolgen muss bevor die Muscheln zu groß und deren Haftung zu stark geworden ist.

Sollte dieser Zeitpunkt verpasst werden, muss das Boot aus dem Wasser genommen werden, um den Bewuchs an Land mit einem Hochdruckwascher zu entfernen. Diese Notlösung wäre sowohl im Süß- als auch im Salzwasser bei Überschreiten des Bewuchses über das Biofilmstadium hinaus immer möglich.

Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse wurden auf der „boot 2014“ in Düsseldorf auf einem Stand der DBU und auf zwei Vortragsveranstaltungen während der Messe präsentiert. Ebenso wurden auf der „boatfit 2014“ in Bremen die Projektergebnisse auf einem Stand gezeigt und in einer Vortragsveranstaltung präsentiert. Im Rahmen der Pressearbeit wurden in Fachzeitschriften der Farbindustrie, populärwissenschaftlichen Magazinen und einigen Sportbootzeitschriften Artikel veröffentlicht, in denen auf das Projekt Bezug genommen wurde. Die DBU veröffentlichte in „DBU aktuell“ eine kurze Vorstellung des Projektes und erstellte für die Bootsausstellungen und weitere Öffentlichkeitsarbeit ein Faltblatt.

Fazit

Die Untersuchungen in 2012 und 2013 haben eindrucksvoll gezeigt, wie groß der Unterschied bezüglich der Bewuchsentwicklung im Meer- und im Süßwasser sein kann. Da rund zwei Drittel aller Sportboote in Deutschland im Süßwasser liegen und nur ein Drittel in den Salz- und Brackwasserrevieren von Nord- und Ostsee (Watermann et al. in prep.), ist es ratsam, sich zunächst auf dieses Einsatzgebiet für Reinigungsgeräte zu konzentrieren. In Süßwasserrevieren kann die Reinigung von Sportbootrümpfen eine Alternative zum Einsatz von biozidhaltigen Antifoulingbeschichtungen sein.

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